Tag 1, Mittwoch
Andrea und Rainer sitzen nun im Flieger und werden hoffentlich pünktlich um 14.05 Uhr abheben in Richtung Minsk. Dort werden sie von unserer Marina schon sehnsüchtig erwartet. Mit dem Auto geht es dann noch ca. 300 km bis nach Lelschitsy. Wir sind gespannt, was die nächsten Tage bringen. Die Koffer sind vollgepackt mit Dingen für die Tiere, Spielzeug, Leckerchen, med. Dinge usw. . Swetlana hat sich ein Otoskop gewünscht, diesen Wunsch haben wir ihr erfüllt und dieses so wichtige Untersuchungsgerät mit im Gepäck.
Danke an Hund & Co. aus Wardenburg, für den Berg an Katzenspielzeug. Wir hatten Mühe alles zu verstauen und nicht das erlaubte Gewicht zu überschreiten.
Anbei auch ein paar Bilder von dem zurzeit entstehenden Katzenhäuschen in Lelschitsy. Wir freuen uns schon, den Baufortschritt zu sehen und freuen uns auf neue Bilder. Endlich, endlich... haben die Katzen einen gesicherten Rückzugsort.
Danke an Alle, die uns immer wieder helfen, um solche Erfolgsgeschichten zu schreiben.
Ankunft Flughafen Minsk und treffen mit Marina. Mit dem Auto geht es weiter Richtung Lelschitsy.
Tankstopp 100Km vor Lelschitsy.
Diese Bilder gehen ans Herz, 100 Km vor Lelschitsy an einer Tankstelle, kommt ein Welpe und freut sich über die Aufmerksamkeit. Andrea ist voll bei ihm, innig und liebevoll. Auch von Rainer holt er sich Streicheleinheiten. Für ein wenig Zuneigung und Liebe muss das Essen warten. Solche Bilder sind es wert jeden Euro, den man übrig hat, Tieren zu schenken, die nicht so ein tolles Leben haben.
Nachdem wir von Marinas Eltern herzlich empfangen wurden sind von uns noch die Hofkatzen mit Leckerlis versorgt worden.
Wir hoffen dass sie bald ins sichere Katzenhaus ziehen dürfen.
2. Tag, Donnerstag
Der Vormittag stand im Zeichen, erstmal Olga kennenlernen. Straßenkatzen füttern, ein Abstecher zum Katzenhaus und auspacken aller mitgebrachten Geschenke für die Zwei- und Vierbeiner.
Baumarkt, Dachaufbau und Besorgungen für den Innenausbau folgen am Nachmittag.
Die Hunde Scharik, Robin, Mosja und Glascha freuten sich über viele Krauler zusätzlich. Kotik, der weiße Kater holte sich auch paar Streicheleinheiten
ab.
Der Nachmittag wurde genutzt, um das Material für das Dach zu besorgen. Rainer und Olgas
Mann Anatolij werden das Dach eindecken.
Die Hunde bei Olga wussten mit den Kongs und Spielbällen nichts anzufangen, solche Spielsachen sind ihnen völlig unbekannt.
So nebenbei wurden Mörtelwannen für die Hühner und Gänse gekauft und mit Wasser gefüllt. Bei zurzeit 38 Grad, werden die Tiere es dankbar annehmen.
Andrea und Marina nutzen die Mittagspause um online Preise für Futter und Zubehör für das
Katzenhaus zu vergleichen. Eine Bestellung wird die Tage noch durchgeführt.
Tag 3, Freitag
Heute Morgen war Andrea, Marina und Rainer bei Olga im Garten eingeladen.
Danach stand Einkaufen auf dem Programm, ganz viel Nassfutter wurde gekauft. Eine tolle Geldspende von unserer Ingrid machte dies möglich, Ingrids Wunsch, Marina sollte mal ordentlich Nassfutter für die Katzen kaufen. Der Boschhändler aus Minsk hat heute auch das Hunde-und Katzenfutter geliefert.
Fütterung der unterwegs gesichteten Streuner steht immer auf dem Programm.
Morgen findet die Kastraaktion statt, Marina hat heute nochmal alle Interessenten abtelefoniert und nachgefragt, welche Tiere kommen.
Noch zwei neue Katzen auf dem Grundstück von Marinas Eltern.
Seit ein paar Tagen kommen jeden Tag diese beiden Katzen und holen sich Futter ab. Sehr scheu und fauchend kommen sie daher. Seit gestern steht nun die Falle, auch einmal ein Spende von uns, nun hoffen wir, sie gehen morgen rein. Angst haben sie nicht vor dem drahtigen Teil, dies zeigte schon die Generalprobe, noch ist sie nicht scharf gestellt aber morgen. Die Helle scheint ein Mädchen zu sein.
Daumen sind gedrückt!
Tag 4, Samstag
Überraschung für Swetlana
Heute hat Swetlana ein neues Stethoskop und ein Otoskop bekommen. Außerdem Nahtmaterial, Verbände und Aluspray.
Nun fragen sich Einige, eine Tierärztin und sie hat solche Geräte nicht? Swetlana hat Tiermedizin studiert, arbeitet aber in einer staatlichen Behörde in Mosyr als Hauptveterinär und ist zuständig für Milch, Molkereiprodukte und Fleisch, für deren Zulassung.
Nebenbei betreut sie das städtische Tierheim in Mosyr und macht Arbeiten direkt am und mit den Tieren nur in ihrer Freizeit.
Sie hat also keine eigene Praxis. Swetlana hat sich wahnsinnig gefreut, man sieht es an ihrem Strahlen. Es war wie Weihnachten für sie.
Das Stethoskop wurde mal gleich an Andrea getestet. Ihr Herz schlägt noch, für die Tiere auf jeden Fall.
Kastraaktion
Andrea war mit dabei, als insgesamt 31 Katzen und Hunde kastriert worden sind.
Auf Grund der Hitze ging es ganz zeitig los, nicht jedes Tier war begeistert, siehe 1. Foto.
Wir sind so froh und dankbar, dass Swetlana extra nach Lelschitsy kommt, um diese Aktion durchzuführen. Aus
Dankbarkeit haben einige Besitzer Futterspenden mitgebracht. Wenn wir weiter so toll von Euch unterstützt werden, dann wird es sicher dieses Jahr noch eine Kastraaktion
geben.
Zwischen Kastraaktion und Dachdecken wurde bei einer Katzenfangaktion im Garten noch so nebenbei zwei Spatzen gerettet.
Dachaufbau
Bauarbeiter: Rainer Kersten und Olgas Mann Anatolij.
Die armen Männer hatten es bei dieser unerträglichen Hitze, 37 Grad, nicht leicht.
Rainer sieht man es an, gleich ein paar Kilos leichter, durchgeschwitzt fast wie geduscht, duftet nur nicht so gut. Danke an Euch! Super Einsatz, jetzt ist das Dach drauf und es darf mal regnen.
Am letzten Abend waren wir natürlich noch einmal auf Fütterungstour und haben die Hunde und Katzen versorgt.
Diesmal flitzte auch ein Igel auf die Straße, er hatte dort eine leere Waffeltüte entdeckt, dass dort noch viele Autos fuhren war ihm egal, er hatte nur Augen für seine Waffel. Wir konnten nicht
hinsehen wegen der viele Autos....wegsehen kam ja aber auch nicht in Frage, also Jacke aus, auf die Straße gestellt, um den stacheligen, kugeligen, hungrigen Pickser aufzunehmen und beiseite zu
setzen, dort bekam er Futter und seine mitgerettete Eiswaffel.
Tag 5, Sonntag
By By Lelschitsy,
Nach aufregenden und ereignisreichen Tagen geht es nun wieder zurück nach Deutschland.
Mit dem Auto von Lelschitsy nach Minsk und mit dem Flieger nach Hannover. Guten Flug, wir freuen uns auf einen noch
ausführlicheren Bericht in den nächsten Tagen.
Hallo Hannover,
Sicher gelandet, Andrea fährt mit dem Auto nach Haus und Rainer mit dem Zug bis Duisburg.
Sorry, es ist viel Text, aber unser Erlebtes, unsere Gefühle kann man nicht in einen 2 - Zeiler verpacken!
Darf man sagen, die Reise nach Lelchitsy war toll, wenn man soviel Tierleid sieht?
Darf man sagen, wir haben auch viel gelacht, wenn uns der Anblick der hungrigen Tiere weinen ließ?
Darf man sagen wir haben auch viel Schönes erlebt, wenn soviele ungeliebte/ungewollte Tiere unsere Wege kreuzten?
Unsere Reise nach Lelchitsy hinterließ Spuren in unserem Herzen, unauslöschliche Eindrücke, Gefühle, die man nicht beschreiben kann, Hoffnung, Glück, Trauer, Wut, Schmerz und jede Menge Liebe für die Tiere! Beim letzten Mal ließen wir schon etwas von unserem Herzen dort zurück und auch diesmal blieb wieder ein großes Stück bei Marina und den ganzen Tieren.
Unsere Reise zeigt uns sehr, sehr deutlich wie wichtig unsere Arbeit für die Tiere und auch für Marina ist.
Tierschutz in Lelchitsy ist noch ganz am Anfang.....es gibt vereinzelt tierliebe Menschen, die still und leise helfen....still und leise, weil meistens die Familie, Freunde, Nachbarn, Mitmenschen, Tiere für überflüssig, nicht liebenswert halten, Familienmitglieder sind sie schon mal gar nicht..... Es gibt keine Gesetze, die Tiere schützen, vor Nichts und Niemandem....
Überall sind dort Straßentiere, auf Wegen, an Straßen, unter Bäumen, vor Hauseingängen und Geschäften, unter Balkonen.....immer auf der Suche nach Futter, einer streichelnden Hand oder einem lieben Wort.....junge, alte, gesunde, kranke, verletzte, behinderte, große, kleine, saubere, schmutzige und wunderhübsche (sie sind Alle wunderhübsch, denn hässliche Tiere gibt es für uns nicht!) Hunde und Katzen. Wir haben erlebt, wie man uns anschaut, wenn wir uns auf den sandigen Boden gesetzt haben und verschmutzte, verflohte, verzeckte, hungrige Tiere gestreichelt haben, sie fütterten oder uns das Gesicht abschlecken ließen.
Wie sich die Nachbarn aufregen, wenn die Hunde, die bei Marina leben, im Garten bellen, in der Erde buddeln oder die Pflanzen zu weit über den Zaun wachsen. Sie beschimpfen die Tiere oder bewerfen sie sogar mit Steinen. Sind zuviele Hunde in den Straßen unterwegs und die Einwohner haben Angst vor ihnen, kommen Stadtmitarbeiter und erschießen sie in der Nacht. Das einige Tiere überhaupt noch Vertrauen zum Menschen haben ist einfach unfassbar.
Jeden Abend machten wir zu Dritt unsere Fütterungstour. Wie eine kleine Gang streiften wir spät abends durch die
Straßen, am Waldrand entlang, hinter Mülltonnen, um überall Futter abzulegen oder wartende Tiere zu füttern. Unter den Balkonen verständigten wir uns wortlos mit Handzeichen, damit kein Anwohner
unsere Aktion mitbekommt. Wenn unsere Futtertaschen leer waren hofften wir, dass hinter der nächsten Ecke nicht noch ein hungriges Mäulchen wartet. Marina geht sonst jeden Abend auf
Fütterungstour, bislang konnte sie Niemanden dafür gewinnen sie zu begleiten, gemeinsam ist es schöner und vor allem auch sicherer, in einigen Ecken ist es stockfinster....
Uns hat es sehr berührt, dass viele Tiere ihr Futter erstmal liegen ließen und nur gestreichelt werden wollten, Nähe suchten, ein kleines Gefühl von Liebe, Wärme und Geborgenheit, sanfte Worte waren wichtiger, als das Futter und es tat jedesmal wahnsinnig weh wieder zu gehen, sie
zurückzulassen....weil wir nicht wissen, ob sie jemals das bekommen, wonach sie sich so sehr sehnen und was wir ihnen nur für einen kurzen Moment schenken konnten....ob sie es überhaupt schaffen zu überleben in dieser rauhen, harten Welt auf der Straße.... Das waren Momente, wo wir Tränen in den Augen hatten und uns bewusst wurde, dass wir nicht alle retten können....sondern lediglich einen Fitzel Momentglück und eine Kleinigkeit gegen den Hunger schenken....
Die Tiere „leben/schlafen“ hinter Mülltonnen, in den Mülltonnen, in Schächten, unter Balkonen, manche lassen Kellerfenster offen, damit sie dort hinein können, oft werden diese von Fremden einfach zugemauert, zugeschüttet, Steine davor aufgetürmt, es ist ihnen egal, ob Tiere sich in den Schächten, Kellern oder Löchern befinden....
Aus dem Fenster sahen wir, wie hungrige Hunde Katzen jagten, wir rannten mit Futter raus und konnten die Hunde so ablenken, hätten sie die Katzen erwischt, hätten sie sie ge......Die Katzen saßen verängstigt in den Bäumen und nutzten die Futterablenkung um sich anderweitig zu verstecken.
Seit dem Bestehen unseres Vereines (gegründet 04.02.2017) haben wir bereits 5 Kastraaktionen
durchgeführt und insgesamt 152 Tiere kastriert. Eine Kastration können sich die wenigsten Tierhalter leisten, aber nur diese verhindert weitere ungeliebte Straßentiere und genau aus diesem Grund bieten wir diese Aktion kostenlos an.
Marina braucht keine Werbung dafür zu machen, es spricht sich herum und es gibt mittlerweile schon Wartelisten.
Es ist viel Arbeit, Marina telefoniert die Leute ab, macht Termine, klärt sie im Vorfeld schon über die Kastration und was danach zu beachten ist auf. Bei 30 – 40 Anmeldungen dauert das mal eben nicht nur insgesamt 5 Minuten, sondern nimmt Stunden in Anspruch, Zeit, die Keiner sieht.
Da es immer mal wieder Zweifel an der Hygiene gibt, möchten wir euch hierzu etwas erzählen:
Svetlana und ihr Mann reisen mit OP-Tisch und medizinischem Zubehör an, Tisch und Geräte werden für jedes Tier gereinigt/ausgetauscht. Sicherlich wird aus einer Garage kein steriler OP-Saal wie bei uns, aber es ist sauber, trocken und Svetlana gibt sich die größte Mühe alles sauber/steril zu halten und seien wir mal ehrlich, Alles ist besser, als gar nicht zu kastrieren, oder?!
Die Tierhalter kommen mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß, ihre Tiere im Arm, im Rucksack, in der Sporttasche, im Wäschekorb und einige wenige im Transportkorb. Alle Tiere sind erstaunlich ruhig und entspannt, lediglich die Tierhalter sind etwas nervös und haben Angst um ihr Tier, Einige weinen. Mitgebrachte OP Bodys oder von Olga genähte werden danach angezogen, Svetlana beantwortet Fragen und sagt Jedem, dass er sich bei Problemen bei ihr melden soll. Ein Tier nach dem Anderen wird kastriert, ja, es hat etwas von Fließbandarbeit, aber Svetlana macht dies, aus Liebe zum Tier, weil sie helfen möchte das Tier Leid zu einzudämmen, an ihren freien Tagen zu einem Tierschutzpreis.
Eine Frau kam mit der Katze einer Bekannten, ihre Eigene wollte sie aus Angst nicht kastrieren lassen, sondern lieber weiter mit Medikamenten vollstopfen. Wir konnten Überzeugungsarbeit leisten, denn sie holte ihre Katze umgehend ab und ließ sie kastrieren.
Wir freuten uns sehr, denn viele Männer begleiteten ihre Frauen und einige Männer kamen alleine mit ihren Tieren (nicht nur dort, sondern auch hier zu Lande wirft das Thema „Kastration“ ja Panik im Mann auf und sie vermitteln das Gefühl, dass man sie selbst und nicht das Tier kastriert.....so oft schon Diskussionen deswegen gehabt....). Ja, wir waren wirklich glücklich beim Anblick der Männer, die nervös ihre Tiere streichelten und sehr erleichtert waren, als sie ihnen danach wieder übergeben, wurden. Überhaupt sind wir etwas stolz bei dieser Resonanz, denn es zeigt, die Menschen möchten keinen ungewollten Nachwuchs, den sie evtl. ertränken, erschlagen, aussetzen oder verhungern lassen müssen. Einige fangen langsam an nachzudenken/ umzudenken, ganz langsam, still und leise passiert das, denn man hat noch nicht die Kraft und den Mut sich diesbezüglich mit Familie, Nachbarn, Freunden, Kollegen auseinanderzusetzen, anderer Meinung zu sein und sich offensichtlich FÜR die Tiere einzusetzen, so groß ist die Angst vor Ausgrenzung, Beleidigungen, Ärger.....
Ja, Tierschutz erfordert Kraft und Mut Alles ertragen zu können, was man fühlt, erlebt und sieht,
Kraft und Mut etwas zu verändern, Kraft und Mut an Grenzen zu gehen, Kraft und Mut neue Wege zu gehen, Kraft und Mut Gleichgesinnte zu finden/zu mobilisieren, Kraft und Mut, um den Tieren in die Augen zu schauen, sie um Verzeihung zu bitten, was Andere ihnen angetan haben und die Tiere haben Kraft und Mut uns zu verzeihen, Kraft und Mut dankbar zu sein, Kraft und Mut uns wieder zu vertrauen Kraft und Mut uns ihre ganze Liebe zu schenken und uns zu zeigen, es ist NICHTS umsonst, was WIR GEMEINSAM für sie tun!
Jeder Euro zählt, damit wir weiterhin Futter kaufen können, damit die Straßentiere nicht hungern müssen, denn nur ein hungriger Hundemagen jagt eine magere, hungrige Straßenkatze um satt zu werden. Jeder Euro zählt, damit wir weiterhin Medikamente kaufen können, um die Tiere zu behandeln, denn kaum einer nimmt ein krankes, verwahrlostes Tier auf, um es zu päppeln.
Jeder Euro zählt, damit wir weiterhin Kastraaktionen durchführen können, denn damit verhindern wir weitere ungeliebte Straßentiere.
Übrigens: In den drei Tagen in Lelchitsy legten wir 40 km zu Fuß zurück und das alles nur für die Tiere.
Die kleine vermittelte Penny wurde ebenfalls kastriert, was uns sehr freut (erstes Foto).